Mittwoch

Von Thare Pati nach Phedi

Direkt hinter der Lodge geht es den Berg hinauf, danach wieder runter. Nebel und Regen begleiten den Wanderzug, kaum einmal kommen andere Wanderer uns entgegen oder überholen uns. Für die Kinder in den wenigen Häusern am Weg sind wir ein Ereignis, so selten, dass sie Bonbons gar nicht erst auswickeln, ehe sie sie in den Mund stecken.



Nach dem grasbewachsenen Höhenzug folgt wieder Wald, auf den Wald wieder ein Höhenweg, der hinauf zur Hochalm von Ghopte auf 3.450 Metern führt. Das ist noch nicht das Ende: Bis Dhubichaur geht es weitere hundert Meter hoch. Trotzdem ein vergleichweise kurzer Tag, denn näher am Pass ist keine Lodge mehr.


Inzwischen tauchen immer öfter Blutegel auf, deren Trickreichtum beim eindringen in die Kleidung keine Grenzen kennt. Die Tierchen sind etwa so groß wie ein Streichholz und sie bewegen sich fort wie eine rumänische Kunstturnerin: Vorn hoch, hinten stecken, Brücke machen und so weiter. Wenn sie es bis zur Haut schaffen, beißen sie zu, fast unspürbar. Das Körpervolumen bläht sich dann auf das Drei- oder Vierfache auf. Die Entfernung wird zu einer blutigen Angelegenheit, allerdings, sagen die einheimischen Experten, besteht keine Gefahr, die wollen wirklich nur saugen und tragen keinerlei Viren oder Krankheitserreger in sich. Trotzdem ist jede Entdeckung jedes Blutegels für große Aufregung gut: Alles späht am eigenen Körper entlang, alles schüttelt und sucht.



Tagesziel ist Phedi, im Nebel ein Ort, den man Strandurlaubern nicht weiterempfehlen kann. 3.650 Meter hoch und Aussicht null. Die Gebetsfahnen an der Stupa vor dem Haus hängen traurig durch. Vor der Lodge liegen ein paar Trümmer eines italienischen Jets, der hier vor einigen Jahren abgestürzt ist. Der Aufenthaltsraum wird wieder zum Trockenraum, das Essen ist wieder frisch.


Gehzeit: 6h; Aufstieg: 800m; Abstieg: 650m

Bilder vom Tag: Klick

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